KURZE FORSCHUNGSGESCHICHTE



Flóris Rómer, der "Vater" der ungarischen Archäologie, entdeckte 1869 den Rest einer römischen Wasserleitung auf dem Berg. 1872 erwähnt Endre Lakner den Ort erneut im Zusammenhang mit der Römerzeit. Vilmos Lipp und György Rezsôfi berichten 1882-83 über römerzeitliche und Bronzegegenstände, die hier zum Vorschein kamen. Und 1894 ließ Kelemen Kárpáti zum erstenmal auf einer der prähistorischen Wohnterrassen graben.

Es waren jedoch nicht die oben geschilderten Ereignisse, die das Interesse der prähistorisch-archäologischen Forschung auf den Ort lenkten, sondern ein Zufall. Im Jahr 1896 kaufte Baron Kálmán von Miske, ein im von Velem 8 km entfernt gelegenen Kôszeg wohnhafter Sammler, einer Milchfrau aus Velem verschiedene Bronzegegenstände ab, deren Fundstelle die Frau - nach einigem Zögern - schließlich verriet. Die von ihm erworbenen Bronzen gehörten zum I. Depot von Velem. Diesem Zufall ist es zu verdanken, daß der Velemer Sankt Vitusberg zu einem der berühmten archäologischen Fundorte in Europa wurde.

Von dem Jahr an liefen die archäologischen Grabungen auf dem Berg - mehr oder weniger intensiv und mit Unterbrechungen - bis 1930. Die Namen der daran teilnehmenden Kunstsammler und Archäologen verdienen es, in chronologischer Reihenfolge genannt zu werden: Kelemen Kárpáti (1896), Graf Rezsô Széchenyi (1896), Lajos Bella (1902, 1922), Aurél Török (1902-03), Baron Kálman von Miske (1896, 1898-1915, 1921-23, 1928), Ferenc Tompa (1921-22, 1930), H. Bandat (1928). Im Jahr 1929 kam auf dem Plateau ein Goldhort der Periode Ha B zum Vorschein.

Zwischen 1950 und 1961 fanden weniger umfangreiche, dafür aber umso wichtigere Forschungen statt, um die sich Gyula Nováki, András Uszoki, Ervin Türr und Erzsébet Patek verdient gemacht haben. Gyula Nováki und József Verô führten 1959 süd-südöstlich von den "Pfadfinderhäusern" Magnometermessungen zwecks Fundaufklärung durch.

Die erste Phase der modernen Forschungsperiode begann 1973 unter Leitung der Archäologen Mária Károlyi, Gábor Bándi und Mária Fekete, sie dauerte bis 1986. In der zweiten Phase von 1988 bis 1993 wurden die - hauptsächlich auf das keltische Zeitalter gerichteten - Freilegungen in französisch- ungarischer Zusammenarbeit und unter Leiter des Archäologen-Teams Gábor Bándi, Vajk Cserményi, Erzsébet Marton, Éva F. Petres, Miklós Szabó sowie Oliver Buchsenschutz und Jean-Paul Guillaumet fortgesetzt.

Obwohl seither zahlreiche Publikationen über die Ergebnisse der rund einhundertjährigen Forschung berichten, ist den Forschern nur ein Bruchteile des freigelegten Fundmaterials zugänglich. Neben den Artikeln von Kelemen Kárpáti, der Monographie und einigen Beträgen von Kálmán von Miske sowie einigen Schriften von Mária Károlyi, Gábor Bándi und Mária Fekete stehen Forschern und Interessenten die Teilergebnisse der französisch-ungarischen Forschungen zur Verfügung. Nicht verheimlichtes Ziel dieser Materialpublikation ist es, die Funde vom Anfang des Jahrhunderts nahezu restlos zu veröffentlichen, um die Publikation des aus den Grabungen späterer Jahrzehnte stammenden und momentan in Magazinen lagernden, mehrere Tonnen umfassenden Fundmaterials zu ermöglichen. Auf die Wichtigkeit dessen möchten wir Archäologen und eventuelle Mäzene aufmerksam machen!




KOSTPROBE AUS DER CD-ROM