TYPOLOGIE UND CHRONOLOGIE DES GESCHLIFFENEN STEINGERÄTBESTANDES DER LENGYEL-KULUR IM SÜDLICHEN TRANSDANUBIEN

István Zalai-Gaál

Nachdem Chr. Thomson die Steinzeit von der Bronze- und der Eisenzeit getrennt hatte, J. Lubock hat das Neolithikum im Jahre auf Grund der geschliffenen Steingeräte. Die Keramik kam aber bald zu führender Bedeutung und die Rolle der Steingeräte nahm stufenweise ab. Unter den wichtigsten Autoren soll man K. L. Koehl (1903), W. Bremer (1913), und W. Buttler (1929;1938) erwähnen, deren Ausgrabungen die Kenntnisse über die charakteristischen Steinwerkzeuge der verschiedenen neolithischen Kulturen deutlich erweitert haben (FIEDLER 1979, 54). Die ersten größeren Arbeiten über die neolithische geschliffene Steinindustrie Mitteleuropas sind mit dem Namen von A. Stroh (1938), W. Buttler (1929) und H. Reinerth (1932) verbunden.

Das Thema der geschliffenen Steingeräte wurde von den 50-er Jahren an wieder wichtig, nachdem D. Kahlke auch die sozialarchäologischen Zusammenhänge untersucht hatte (1954).

In erster Linie traten die Probleme der Technologie, der chronologischen Zusammenhänge und der kulturellen Beziehungen in Vordergrund. Hinsichtlich unserer Analysen sind die folgenden, von L. Fiedler festgestellten Fragestellungen am wichtigsten:

1. "Gibt es in bestimmten Zeiten bestimmte Werkzeugformen und wie lassen sie sich charakerisieren?

2. "Gibt es in bestimmten Zeiten bestimmte Inventare mit besonderen Typen?" 3. "Wie verhalten sich eventuelle Formengruppen von Werkzeugtypen zu den keramischen Gruppen bzw. 'Kulturen'?" (FIEDLER 1979).

J. Schráníl teilte die größeren Steingeräte der Linienbandkeramik Mährens und Böhmens in vier Gruppen, wie Keile, Äxte, Streitäxte und Hacken ein. Als Leitform wurde den Schuhleistenkeil "mit flacher Basis und gerundeter Schneide" bestimmt. "Durch Zusammendrücken des oberen gewölbten Teiles und Verbreiterung der Schneide entstand die Axt" (SCHRÁNÍL 1928, 43). Er sah sehr richtig, daß die Steinwerkzeuge der LBK noch durchaus an die jüngsten Formen der Schuhleistenkeile anknüpfen (SCHRÁNÍL 1928, 54).

Auch R.Pittioni reihte die linienbandkeramischen geschliffenen Steingeräte in vier Gruppen ein: Schuhleistenkeile, Setzkeile, gelochte Flachhacken und Scheibenkeulen (PITTIONI 1954, 136).

Erwähnenswert ist die Grundklassifikation von J. Lichardus: er kannte damals 335 Fundorte in der Slowakei, wo neolithische geschliffene Steingeräte ans Tageslicht gelangt sind. Er konnte auch die Grundtypen der Keile, Beile, Äxte und Keulen der richtig bestimmen und ihre relativchronologische Entwicklung feststellen. (LICHARDUS 1960, 843, 859, Abb. 311).

Die Steingeräte des mitteleuropäischen Neolithikums hat S. Vencl in mehreren Arbeiten typologisiert und betrachtet (VENCL 1960; 1975), seine Ergebnisse sind auch hinsichtlich unserer Klassifikation bedeutender Rolle.

H. Behrens stellte zwei typische Arten der geschliffenen Steingeräte der LBK und der darauffolgenden Stichbandkeramik fest: die sog. Flachhacke alias Querbeil (Dechsel) sowie der sog. Schuhleistenkeil besitzen einen plankonvexen Querschnitt, was dafür spricht, daß diese Geräte so geschäftet wurden, daß die Schneide quer zum Stiel lag. Beide Geräte weisen eine enorme Größenvariation auf. Sie sind in der älteren Entwicklung, d. h. in der LBK, undurchlocht. Zwischen dem Typus der Flachhacke und dem Typus des Schuhleistenkeiles vermitteln morphologische Übergangsformen.

"Dieser Umstand deutet an, daß der archäologischen Typenscheidung nicht unbedingt ein Funktionsunterschied entsprechen muß" (BEHRENS 1973, 27).

Ein numerisches Kodesystem zum Abschreiben der neolithischen geschliffenen Steingeräte wurde von M. Salas gearbeitet (1984). Mit dessen Hilfe hat er dann die Steingeräte (Hortfunde) von 12 mährischen Fundorten typologisiert und vier chronologische Horizonte bestimmt: A - LBK; B - SBK, Hinkelsteinkeramik, älteste Stufe der MBK; C - späte SBK, Rössen, Lengyel III-IV; D - äneolithische Kulturen und Gruppen (SALAS 1988).

Die wichtigste analytische Tätigkeit bezüglich der neolithischen geschliffenen Steingerätindustrie ist mit dem Namen von M. Zápotocký verbunden: Er befaßte sich mit der typologischen Entwicklung und den chronologischen Fragen bzw. der Klassifikation der steinernen Äxte eingehend, die größte Aufmerksamkeit widmete er hingegen den sog. Streitäxten bzw. Streitaxtkulturen des europäischen Neolithikums (1966; 1981; 1986; 1989).

Ausgehend der damaligen chronologischen Forschungsergebnisse der Lengyel-Kultur im südöstlichen Transdanubien habe ich überprüft, was für eine Bedeutung der Mitgabe der durchlochten Steingeräte besaß, die anfangs als Werkzeuge zur Holzbearbeitung, später aber eindeutig andere Funktion hatten. Die erste Analyse haben wir im Jahre 1988 anhand der Publikation von J. Dombay durchgeführt (DOMBAY 1960, T. 35. 36; ZALAI-GAÁL 1991). Die Analyse des gesamten Materials ist nur aufgrund der publizierten Funde nicht möglich, deswegen war eine erneute Bearbeitung und eine umfassende Analyse anufgrund von Profilzeichnungen unbedingt erforderlich.

Anhand der Merkmalanalyse konnten wir insgesamt 63 Varianten des durchlochten geschliffenen Steingeräts im hierarchisch aufgebauten typologischen System unterstellen. Die Grundtypen können darauffolgend mit Hilfe der vergleichenden Methode festgestellt werden.

Das Ziel unserer Arbeit war in erster Linie die Materialvorlage der bis 1995 gefundenen Exemplare der lengyelzeitlichen geschliffenen Steinindustrie aus dem Gebiet der südosttransdanubischen Komitaten Tolna und Baranya. Es wurd auch versucht, unser früher dargestelltes typologisches System anhand der Profilzeichnungen und Makrountersuchungen der einzelnen Objekte zu verfeinern und ergänzen;

Auf Grund der typologischen Änderungen des geschliffenen Steingeräts versuchten wir relative chronologische Konsequenzen auf die lengyelzeitliche Entwicklung SO-Transdanubiens ziehen;

Als grundlegende Methode haben wir die EDV-Methode und die Merkmalanalyse angewendet, die typologischen und chronologischen Zusammenhänge werden mit Hilfe von Seriation gesucht. Die 268 Exemplare von Steingeräten wurden in Datenbase (dBASE III+) aufgenommen.

In den Forschungen der letzten hundert Jahren waren zwei verschiedene Methoden in der typologischen Analysen der Äxte vorhanden: 1. "wobei man die Typen miteinander konstatierte" und 2. "Der anderen Methoden zufolge werden scharfe Grenzen zwischen den Typen gezogen" (MALMER 1962, 591).

Die bedeutende und maßgebende Analyse von P. Malmer basierte sich auf 2613 Exemplaren aus Norden (Skandinawien). Davon folgt sich, daß anhand der großzahligen Funde sich ein statistisch verläßliches Zahlenmaterial ergibt (MALMER 1962, 592).

Aus unserer Hinsicht soll auch das numerische Codesystem von M. Salas ins Betracht nehmen, wobei die geschliffenen Steingeräte der mährischen bemalten Keramik (MBK) klassifiziert worden sind. Aus diesem System heben wir den metrischen Teil - d. h. die messbaren Merkmale - aus, die sich durch die Messungen ergeben. Die Grundmassen (Länge, Breite, Höhe) bedeuten immer die Maximalspanne in der betreffenden Ebene (SALAS 1984, 106).

Die typologische Bearbeitung der geschliffenen Steingeräte haben wir mit Hilfe eines hierarchischen aufgebauten merkmalanalytischen Systems vorgenommen. Die typologische Methode basierte sich darauf, daß ein menschliches Produkt bewußt oder unbewußt einmal nach den vorhandenen Vorbildern und zum zweiten in dem Streben, daß neuzuschaffende Produkt besser bzw. schöner zu gestalten geformt wird Für die Anwendung der typologischen Methode gibt es kein allgemein gültiges Rezept, auf der anderen Seite darf es aber nicht dem Formengefühl des Einzelnen überlassen bleiben.

Die Erfassung des Fundstoffes geschieht nach bestimmten morphologischen, metrischen und technologischen Grundeinheiten. Die Grundeinheiten, nach denen die Gegenstände abgefragt werden, müssen definiert werden, um verständlich zu sein. Diesem Gedanken entspricht die Typologie: sie ist ein Komplex verschiedenartiger, aufeinanderfolgender Arbeitsgänge, in denen das Fundmaterial ausgewertet wird (GOLDMAN 1972, 3).

Die Untersuchungen haben wir, wie erwähnt, auf Grund der Merkmalanalyse durchgeführt: Merkmale sind die kleinsten, in der vorliegenden Untersuchung unterschiedenen Eigenschaften, und zwar sowohl innerhalb der Kategorien als auch innerhalb der einzelnen Aspekte (STEHLI 1973, 57). Ähnlichkeit von Objekten resp. Merkmalen erkennt man durch den Vergleich. Ähnlichkeit von zwei (oder mehr) Objekten kann sich in vielen, aber auch wenigen einander ähnlichen Merkmalen äußern. Es ist sehr wichtig, daß die Merkmale jedes Individuums der Prähistoriker je nach Bedarf beliebig genau beschrieben kann. Abhängig von der Fragestellung kann auch eine Kombination von Objekten als selbstständiges Individuum angesehen und entsprechend ausgewertet werden (GOLDMAN 1972, 4).

Die erste Aufgabe war, die typologischen Einheiten zu bestimmen und in ihren ursprünglichen, prähistorischen Zusammenhang zu stellen. Dazu bedienen wir zunächst

der typologischen Methode. Es stehen uns also als einzige eindeutig zeitgebundene, voneinander unabhängige Quellen: die Typen und ihr Zusammentreffen in geschlossenen Fundkomplexen zur Verfügung. Die geschlossenen Fundeinheiten sind für unsere Analyse von bedeutendester Wichtigkeit, da gewisse typologischen Erscheinungen (Typen) oft miteinander vergesellschftet vorhanden sind, die sind also gleichzeitig. Ein großer Teil des von uns behandelten Fundmaterials kam aber nur als Streufund ans Tageslicht.

Das Vorkommen der einzelnen typologischen Einheiten nach Fundkomplexen bzw. Fundorten wurde in einer abschreibenden Matrixtabelle dargestellt. Darauffolgend kann die Auswertung mit Hilfe von Seriation vorgenommen werden.

Unter den, in der Kataloge aufgenommenen Objekten können grundlegend mit Schaftloch versehene Äxte und Keulen bzw. nicht durchgebohrte geschliffenen Steingeräte (Beile, Keile, Meißel unterschieden werden.

Die Bestimmung der Gattungen und der Serien innerhalb der Klassen wird anhand der Indexe verschiedener Körperteile vorgenommen.

Die Formengruppen und Varianten können auf Grund der Profilierung und der Größe des Schmalseitenwinkels der einzelnen Gegenstände bestimmt werden. Diese, auf meßbaren Indexen basierende analythische Methode bietet die beste Möglichkeit, die betrachteten Exemplare des neolithisch-frühkupferzeitlichen geschliffenen Steingeräts richtig gruppieren und einordnen zu können. Die gewonnenen metrischen Einheiten können dann auf dieser Weise in eine weitgehende Analyse innerhalb des südöstlichen Verbreitungsgebietes der Lengyel-Kultur eingezogen werden.

Die Klassifikation der Körperformen wird in erster Linie mit Hilfe der

Maßverhältnisse erarbeitet: Als erstes Schritt haben wir die Äxte anhand der Verhältnisse (Indexe) der größten Breite (Y1) und der Breite des Nackens (Y2) gruppiert: diese Proportion wird mit Index "B" bezeichnet (Y1/Y2). Auf dieser mechanischen Weise konnten die Gattungen bestimmt werden. Die Serien innerhalb der einzelnen Gattungen haben wir auf Grund der Verhältnisse der Körperlänge (X4) und der größten Breite (Y1) der Objekte bestimmt (Index "A"=X4/Y1). Die Bestimmung der weiteren typologischen Ansammlungen dieses hierarchischen merkmaltypologischen Systems, d. h. der Formengruppen, Varianten und Untervarianten konnte mit Hilfe der Proportion der Länge zwischen dem Schaftloch und der Schneide (X2) bzw. zwischen dem Schaftloch und dem Nacken (X3) (Index "C" = X2/X3) und der Größe des Schmalseitenwinkels (W) durchgeführt werden. Der Index "D" stellt das Verhältnis der Körperlänge und der Dicke des Gegenstandes dar (X4/Z1).

Die Klasse der durchlochten geschliffenen Steingeräte (Klasse A) vertreten die Äxte und die Keulen. Die Äxte sind mit einem Schaftloch versehene Geräte, wobei die Körperlänge (X4) größer ist, als die größte Breite (Y1). Auch die Keulen sind mit einem Schaftloch versehen, bei denen die Körperlänge (X4) mit der größten Breite (Y1) etwa identisch ist. Eine andere Definition von J. Hahn: "Keulen sind durchbohrte rundliche, kugelig bis scheibenförmige Geräte aus Stein (HAHN 1991, 237.)

Als erster Schritt wurden die Gattungen der Körperformen und die Hauptgruppen von Profilen der Äxte und Keulen bestimmt.

In die Klasse B des geschliffenen Steingeräts wurden die nicht durchbohrten Exemplare zugestellt. "Die Beile haben eine schlanke, trapezförmige bis nahezu

rechteckige Form, ihr Querschnitt ist flachoval" (LICHARDUS-ITTEN 1980, 51). J. Hahn meint, daß Meißel lange geschliffene Gesteinstücke sind, deren Breite und Dicke etwa gleich groß sind. Der Umriß ist gewöhnlich rechteckig. Unterschiede sind nur beim Umriß festzustellen, der rund oder viereckig ist" (HAHN 1991, 236). Auch die nicht durchbohrten geschliffenen Steingeräte wurden nach Körperformen und Profilen gruppiert.

Die nicht durchbohrten geschliffenen Steingeräte der spätneolithisch-frühkupferzeitlichen Lengyel-Kultur zeigen ein viel abwechslungsreicheres Bild, das Vorkommen verschiedener Typen betreffend. Während der Bestimmung der Grundtypen der in 21 Varianten eingeordneten 140 Exemplaren des nicht durchgebohrten geschliffenen Steingeräts des südöstlichen Transdanubien haben wir wiederum die archäologische vergleichende Methode verwendet. Damit konnte man 10 Grundtypen abtrennen.

Zusammenfassung:

Die typologisch-chronologische Analyse des geschliffenen Steingerätsbestandes der Lengyel-Kultur haben wir anhand eines hierarchisch aufgebauten merkmalanalytischen Systems vorgenommen. Die Erfassung der Funde geschah nach bestimmten morphologischen und metrischen Grundeinheiten. Diese Grundeinheiten, nach denen die einzelnen Funde abgefragt worden sind, wurden definiert, um verständlich zu sein. Dieser Absicht entsprach die Typologie, in der das Fundmaterial - in erster Linie Gegenstände aus geschlossenen Fundkomplexen - ausgewertet wurden.

Die Untersuchungen führten wir auf Grund der Merkmalanalyse durch. Es wurden nur die Merkmale berücksichtigt, die für unsere Fragestellung relevant waren.

Die typologischen Einheiten werden also durch Gruppen von Objekten vertreten, deren Merkmale miteinander hoch korreliert sind. Als Grundlagen der Analyse dienten die Typen und ihr Zusammentreffen in den Gräbern der südosttransdanubischen Gruppe der spätneolithisch-frühkupferzeitlichen Lengyel-Kultur.

Das Vorkommen und die Verteilung der typologischen Einheiten nach Fundkomplexen und Fundorten haben wie in abschreibenden Matrixtabellen dargestellt. Darauffolgend wurde die Auswertung mit Hilfe von Seriation vorgenommen: Dazu bedarf es eben erst der Auffassung der Ergebnisse der Seriation als Spiegelung einer Entwicklung, die relativchronologisch interpretiert werden kann. Auch die Frage wurde betrachtet, ob die Unterbrechung der Seriation auf eine Unterbrechung der Kontinuität zurückzuführen ist.

Im weiteren werden wir einen besonderen Nachdruck auf der Problematik legen, wie sich die einzelnen Typen des geschliffenen Steingerätbestandes zu den keramischen Typen verhalten.

Mit der vorgestellten Merkmalanalyse konnten wir 63 Varianten des durchlochten und 21 Varianten der nicht durchbohrten Exemplare im typologischen System unterstellen: die Grundtypen stellten wir darauffolgend mit Hilfe der archäologischen vergleichenden Methode fest. In der Tabelle 1 wurde das Vorkommen der Grundtypen nach Besiedlungsperioden der Lengyel-Kultur in SO-Transdanubien dargestellt:

Typen des geschliffenen Relativchronologische Stellung

Steingeräts Frühe Übergangs- und späte

Perioden

___________________________________________________________

Äxte

A 5 4

B - 31

C - 4

D - 1

E - 1

G - 3

H - 1

I - 2

Beile,Keile,Meißel

B-A 1 12

B-B 2 10

B-C 2 16

B-D 1 1

B-E 4 -

B-F 2 1

B-G 1 5

B-H - 1

B-I 1 -

_____________________________________________________________

Tavelle 1.

Die Exemplare des Axttypus A vertreten mit ihrer abgerundeten oder dreieckigen Körperform und assymetrischem Körperbau die frühe Belegungszeit der Lengyel-Kultur im südlichen Transdanubien. Die meisten dieser Äxte stellen überhaupt die ältesten Axtformen der Lengyel-Kultur dar. Einige Formen dieses Typus wurden aber auch während der Übergangs- und der Spätperiode benützt. Für unmittelbare Vorgänge können die noch schuhleistenartig modellierten Äxte der Luzianky-Gruppe angesehen werden. Sie sind in der westlichen Linienbandkeramik noch völlig unbekannt.

Die am häufigsten vorhande Exemplare des Typus B haben eine wesentlich geänderte Form, indem der Körperbau meistens abgerundet und breit ist. Die Merkmale der schuhleistenförmigen Äxte fehlen schon, fazettierte Breitseiten sind aber noch nicht allgemein vorhanden. Diese Gegenstände sind mit dem "Lengyeler Typ" von M. Zápotocký zu parallelisieren.

Die typologische Entwicklung der steinernen Äxte setzte sich im Typus C fort. Hier sind schon die beim Schaftloch weit und abgerundet-eckig sich ausbreitenden,

gedrückten und meistens doppelkonischen Körperformen kennzeichnend. Unter diesen Exemplaren kann man fazettierte und nicht fazettierte Äxte unterscheiden. Sie charakterisieren eindeutig die Spätphase der Lengyel-Entwicklung des südlichen Transdanubien.

Auch die Axttypen D und E charakterisieren die späteste Besiedlungszeit der Lengyel-Kultur in diesem Gebiet. Die technologisch-typologische Entwicklung der Steinäxte des mitteleuropäischen Neolithikums erreichte ihren Höhepunkt in der Streitaxt E. Die Exemplare der Typen G und H repräsentieren wiederum die Spätphase, ebenso, wie die des Typus I.

Die Entwicklung der Äxte scheint in SO-Transdanubien von den Typen A und B an zu denen der C und D ununterbrochen zu sein. Die typologischen Merkmale der Streitaxt E kann ohne weiteres von denen der vorangehenden Typen abgeleitet werden: Sie steht mit ihren Zügen nicht nur im südlichen Transdanubien, sondern auch im ganzen Verberitungsgebiet der Lengyel-Kultur allein. Das Auftreten dieser Form kann wahrscheinlich nicht nur auf die örtliche Entwicklung zurückzuführen, indem die Wirkungen der südöstlichen und östlichen kupfernen Äxte klar erkennbar sind.

Die nicht durchbohrten geschliffenen Steingeräte der Lengyel-Kultur stellen ein viel abwechslungsreicheres Bild, als die Äxte. Unter den 21 Varianten von Beilen, Keilen und Meißeln konnte man 10 Grundtypen unterscheiden.

Die kleinen, rechteckigen Keilen (Typ B-A) sind auf den Fundorten des mitteleuropäischen Spätneolithikums allgemein vorhanden. In SO-Transdanubien kennzeichnen sie meistens die Gräber der Spätphase, sie sind aber auch aus der früheren Entwicklung bekannt.

Die rechteckigen Flachbeile (Typ B-B) sind wiederum für die ganze Entwicklungszeit der Lengyel-Kultur typisch, gleich wie die Exemplare von

trapezförmigen Keilen (Typus B-C) und dreieckigen Flachbeilen (Typ B-D).

Die großen, trapezförmigen Keile (Typ B-E) sind hingegen nur für Gräber der Frühphase kennzeichnen, ebenso, wie die trapezförmigen, schmalen Meißel (Typ B-F).

Die Exemplare von schmalen, schuhleistenförmigen Meißeln charakterisieren meistens die Fundkomplexe der Spätphase, sie wurden aber auch während der früheren Entwicklung benutzt. Bis die flachen, trapezförmigen Meißel (Typ B-H) in Bestattungen der Übergangs- und der Spätphase gefunden wurden, vertritt das Flachbeil B-I eindeutig die früheste Entwicklung der Lengyel-Kultur im südlichen Transdanubien.

Die Kombinationsarten der geschliffenen Steingeräte können auf die relativchronologische Lage der Bestattungen und der Gräbergruppen- bzw. Gruppierungen viel mehr hindeuten, als das Vorhandensein der einzelnen Typen.

Das größte Problem liegt aber daran, daß verschiedene Typen von Äxten in keinem der dokumentierten Gräbern miteinander vergesellschaftet vorhanden sind. Auch die Kombinationen der Typen des nicht durchlochten geschliffenen Steingeräte konnte man nur in einigen Fällen konstatieren.

Die Zahl der Gräber, wo man Beispiele auf Vergesellschaftungen von Äxten und Beilen findet, ist größer: Es handelt sich um 24 geschlossene Fundkomplexe, in denen 21 Typen der Steingeräte 26 Kombinationen untereinander aufweisen. Es wurde nachgewiesen, daß die frühesten Äxte (Typ A) nur mit den trapezförmigen Keilen B-E, den Meißeln B-G bzw. B-H kombiniert vorgekommen sind.

Die die Übergangsphase kennzeichnende B-Äxte sind dagegen mit den rechteckigen Keilen B-A und trapezförmigen Keilen B-C bzw. den Flachbeilen B-B und Meißeln B-G in Gräbern vergesellschaftet.

Die formentypologischen Änderungen des geschliffenen Steingeräts sind vom

frühesten Neolithikums an bis zum Spätneolithikums in SO-Europa bzw. im Karpatenbecken gut verfolgbar. Die Durchbohrung der Werkzeuge war während des frühen und mittleren Neolithikums also noch nicht allgemein. Die Haupttypen der nicht durchlochten geschliffenen frühneolithischen Steingeräte waren auch zur Zeit der mittleren Neusteinzeit im Gebrauch.

Die wichtigsten Steinwerkzeuge scheinen die großen Exemplare von schuhleistenförmigen Beilen (Keilen) im Fundmaterial der späten Gruppen der Alföld und der transdanubischen (mitteleuropäischen) Linienbandkeramik zu sein. Tatsache ist aber, daß die Typen der undurchbohrten geschliffenen Steingeräte nur wenig typologische Änderungen während der neolithischen Entwicklung aufweisen. Dieses Phänomen und die Verbreitung der durchbohrten Äxte unmittelbar vor dem Anfang des Spätneolithikums kann ohne Zweifel damit erklärt werden, daß die mit der Lebensweise eng verbundenen Umstände der Lebensmittelproduktion (klimatische und technische Änderungen) wesentlich verändert haben konnten.

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