Szentgál-Füzi-kút, Freilegung einer neolithischen Siedlung

Was bedeutet Neolithikum?

Diese Benennung weist auf eine wesentliche technische Veränderung im Gerätbestand hin. Neben den früher benutzten gespalteten Werkzeuge erscheinen auch die geschliffene Steinwerkzeuge. Heute wissen wir schon, daß diese technische Veränderung nur der Teil einer viel wichtigeren geschichtlichen Veräderung ist. Diese kann mit drei Faktoren charakterisiert werden: Anbau des Nahrungsmittels, ansiedelte Lebensform, und feste Dörfer. Die bedeutendste Wende in der Geschichte des Menschen spielte sich ab, wenn die Welt charakterisiert durch diese drei Faktoren zustande kam.

Die geschichtlichen Daten des Neolithikums

Das Neolithikum begann in Transdanubien im 6. Jahrtausend v.Ch. und endete im 4. Jahrtausend. Man kann die damaligen Völker wegen Mangel schriftlicher Quellen nicht benennen. Wir wissen nicht, ob eine Gruppe mit gleicher archäologischen Kultur ein Volk oder eine Sippe war. Auf diesem Gegend folgten im Neolithikum zwei Kulturen aufeinander. Die ersten Bauern waren die Leute der Bandkeramik. Sie lebten 500 Jahre lang auf den Lößgebieten Mitteleuropas, so auch in Transdanubien. An Wende der 6-5. Jahrtausende v.Ch. kam eine kleinere Gruppe von jenseits der Drau. Wir kennen bisher nur 20 Siedlungen, sie gingen sehr schnell in der Urbevölkerung auf. Damals entwickelte sich die andere große archäologische Kultur, die Lengyel-Kultur. Sie bekam ihren Namen nach den Funden von Lengyel /Komitat Tolna/. Diese Kultur blühte etwa 1000 Jahre lang, ganz bis Mitte der Kupferzeit. Die Siedlung, die in der Ausstellung zu sehen ist, gehört zu dieser Kultur, und lebte am Ende des Neolithikums.

Füzi-kút, die neolithische Siedlung befindet sich westlich von Szentgál, nördlich vom Weg nach _rkút. Der große Fundort (700x500 m) liegt auf einem steilen Hügelhang. Wir legten die Reste eines abgebrandten Hauses, und weitere Objekte der Siedlung während einer drei jährigen Ausgrabung frei. Die Lehmbewurfstücke, die gebrandt aus der Wand des Hauses übrigblieben, zeigten uns, wo das Haus stand. Wir legten noch Gruben mit Keramik-und Lehmbewurfstücken frei. Die Tierknochen sind leider nicht geblieben, sie versaugten sich im Boden. Wir fanden weiterhin auch 2 Gräber auf der Siedlung. Das eine war ein Brandschüttungsgrab, leider wegen der minderen Tiefe fast völlig zerstört. Das andere war das Skelett einer älteren Frau in einer Hangrinne unter Schlammschicht. Alle diese Funde sind in der Ausstellung in einem Modell der Ausgrabung auf ursrünglicher Stelle zu sehen. Die Ausgrabung gab uns Anlaß zu Rekonstruktion der Lebensart, des technischen Niveaus und der Arbeitsprozesse der neolithischen Leute teilweise wirklich, teilweise gezeichnet. Der den Funden entsprechend rekonstruierte Siedlungsteil ist natürlich nur hypothetisch, alle Einzelheiten kamen natürlich so zusammen nicht vor. Das Ziel diser Rekonstruktionist dieDemonstrierung der charakteristischen alltäglichen Tätigkeiten: Steinbearbeitung, Töpferei, Reibung, und Hinweisung auf den Ackerbau und auf die Tierzucht als grundlegende Nahrungsquellen.

Über das technische Niveau des Neolithikums bekommen wir ein reales Bild, wenn wir es mit dem Niveau vergleichen, was die späteren Jahrtausende der Vorzeit produzierten. Die Technik des Hausbaus war dem Wesen nach in der ganzen Vorzeit unverändert. Das Baumaterial war der Holz, der Lehm und das Schilf oder Stroh, Laub. AmAnfangdesNeolithikumsbedeutetedie niedergelassene Lebensweise und damit zusammen die Erscheinung der festen Häuser neben dem Ackerbau und der Tierzucht die sprunghafte Veränderung in der Geschichte der Menschheit. Die ersten Ackerbauern brachten den Haustyp zur Entwicklung, welcher bis zur Urbanisation für den grundlegenden europäischen Haustyp zählte. Sie hatten nur eine einzige technische Schwierigkeit, sie konnten die Überbrückung nicht lösen, deshalb unterstützten sie das Dach mit Säulen. Etwa 500 Jahre später, noch im Neolithikum ist es gelungen, mit der Entwicklung des Zimmerhandwerks dieses Problem zu lösen, der Säulenwald ist aus dem Hausinneren verschwunden.

Die Konstruktion des neolithischen Hauses wird aus Holz gebaut. Die Pfosten werden 1 m tief in den Boden eingegraben. Zwischen den Pfosten flicht man Hecke, und das wird mit Lehm innen und außen verputzt. Die Länge der Häuser war 10-40 m, die Breite 6-7 m.

Die Lebensform der neolithischen Gemeinschaften ist in jeder Beziehung irgendwelchem Bauernvolk ähnlich, in vieler Hinsicht ist sie sogar mit der mittelalterlichen bäuerlichen Lebensform identisch. Im Laufe der Domestikation entstanden freilich die fundamentalen technologischen Kenntnisse. Die Tradition bewahrte diese KenntnisseJahrtausende lang,nur die Mechanisierung konnte sie wesentlich verändern. Der Lebensrhytmus der Bevölkerung der Siedlung wurde - ebenso wie das Leben aller Ackerbauern - durch den Rhytmus der landwirtschaftlichen Arbeit determiniert. Die Tätigkeiten zetzten sich aus der Herstellung der Nahrungsmittel und Verfertigung der dazu nötigen Werkzeuge zusammen. Außer der direkten Nahrungsherstellung betrieb man noch zwei grundlegende Tätigkeiten. Es war nötig Rohstoffe für Werkzeuge zu schaffen, darum baute man ab, und auch handelte man mit dem Rohstoff oder mit den fertigen Werkzeugen.

Was das technische Niveau des Ackerbaus betrifft, erfährt man den ähnlichen Zustand, wie vorher. Infolge der jahrhundertealten Rutine im Ackerbau ließ die Erzeugungstechnologie schon die Experimentalphase hinter sich, wann die Landwirtschaft in Europa an Boden gewann. Die Rekonstruktion bestimmter Arbeitsprozeße stießt auf Hindernisse, weil die Werkzeuge aus Holz sich nicht erhielten, und ohne diese sind wir auf Voraussetzungen angewiesen.Anfangs gewann man Ackerfeld mit Brennverfahren auf Kosten der Wälder. Das konnte aber nur eine kurze Zeitperiode dauern, diese Methode braucht nähmlich großen Flächenraum. Durch Experimente war es nachgewiesen, daß der monokulturelle Wirtschaft auf ständigem Gebiet ohne Düngen auch erfolgreich sein konnte. Die Art und Weise des Pflügens steht noch zur Debatte. Die Steinäxte konnten als Hacken verwendet werden, anderer Meinungen nach spielten sie nur als Holzhackerwerkzeug eine Rolle. Der Trittstock kommt noch in Rede, und der Holzpflug , der im Falle der Böden auf dieser Gegend angenommen werden soll. Die Ernte geschah mit Sichel. Das ist das urälteste landwirtschaftliche Werkzeug, worüber wir konkreten Beweis besitzen. Die Sichel steht aus kleinen Steinklingen in tierischem Unterkiefer oder in Holz eingeschloßen. Die Ernte mit der Sichel läßt unwaschbare Spuren auf den Klingen, was man Sichelglanz nennt. Nach der Ernte muß man mit dem Korn weitere Verfahren erledigen, bis aus dem Korn etwas Eßbares wird. Der Drusch konnte mit Stock geschehen, was für die Gerste geeignet ist, der Weizen muß aber vorerst geröstet werden. Die Getreide wurde manuell, auf Mahlsteinen gemahlen.

Die Werkzeuge und ihre Erzegung

Im Neolithikum und noch viel später, ganz bis zum Ende der Bronzezeit war der gespaltete Stein das wichtigste Arbeitsmittel. Diegrundlegenden Verfahren der Spalttechnik entwickelten sich schon im Paleolithikum. Auch die Technik des Schleifens ist von uralter Herkunft. Die Methode der Erzeugung war der Funktion und demRohstoff des Werkzeuges entsprechend ausgewählt. Für Sichel war z.B. die gespaltete Klinge geeigneter, zum Holzhacken brauchte man aber großes, hartes geschliffenes Steinbeil.

Die Erzeugung des Beiles beginnt mit Spalten zum Erlangen die Form. Dann folgt das Schleifen auf Sandstein mit Hilfe von nassem Sand. Anfangs wurden die Beile durch Binden geschäftet, später dann wegen der sicherer Schäftung durchbohrt. Rein technisch gesehen bedeutet das Bohren nicht weiteres, wie das Schleifen, in beiden Fällen arbeitet der nasse Sand. Das Schleifen der Knochengeräte geschah genauso.

Der neolithische Haushalt hatte eine Menge von Keramikgefäße, wie es sich aus den Scherbenfunden ergibt. Die Töpferei entwickelte sich nach dem Ackerbau, sie war eine der typischen Folgen der angesiedelten Lebensweise. Im Neolithikum wurden die hoch entwickelten, individuell verzierten Gefäße ohne Scheibe und Brennofen ververtigt.

Abbildungen SIEDLUNG


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